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Johann Jacobs Museum geschlossen!

Am 7. September 2013 wurde das Johann Jacobs Museum neu eröffnet. Während sich das Museum in der Vergangenheit auf die europäische Kulturgeschichte des Kaffees beschränkt hatte, wird der Bogen in Zukunft weiter gespannt.

Der künftige Gegenstandsbereich des Johann Jacobs Museums sind jene kulturellen Mischformen, die auf den Haupt- und Nebenwegen des globalen Handels mal absichtlich, mal unabsichtlich entstehen. Zu diesen
Mischformen können sublime Kunstwerke ebenso gehören wie alltägliche Gebrauchsgegenstände oder gesellschaftliche Praktiken, so etwa chinesisches Exportporzellan des 17. Jahrhunderts, auf dem holländische Windmühlen als Blumen interpretiert werden; westafrikanische Moscheen, deren Fassaden die Formen-sprache des portugiesischen Barock zieren; oder das Protestantentum, das im 19. Jahrhundert Schweizer Auswanderer nach Brasilien eingeführt haben. All diese Mischformen weisen ebenso
auf ungeschriebene Kapitel der transnationalen Kunstgeschichte hin wie
auf Fragen der postkolonialen Geschichte, Soziologie und Anthropologie.
Mit der Architektin und Designerin Lina Bo Bardi (1914-1992) sowie der Tänzerin, Filmemacherin und Anthropologin Maya Deren (1917-1961) stehen zwei Schlüsselfiguren der westlichen Moderne im Vordergrund der ersten Aktivitäten des Museums.

Beide Frauen hatten ihre Heimatländer aus jeweils unterschiedlichen
Gründen verlassen und die Schwelle zu einer Kultur überschritten,
deren Regeln sie nicht kannten: Die Italienerin Bo Bardi wanderte 1947
nach Brasilien aus; die Russin Deren war im Kindesalter in die USA
migriert und ließ sich auf Forschungsreisen nach Haiti in den 1950er
Jahren als Vodoo-Priesterin initiieren. Beide Frauen nutzten die radikale Fremdheitserfahrung, um den modernistischen Kanon zu transformieren
und künstlerisches Neuland zu betreten.
Seinem mäandernden, zweideutigen Gegenstandsbereich gemäß folgt
das Johann Jacobs Museum einer offenen Programmierung.
Die Ausstellungen sind keine starren Konstellationen von Objekten, sondern dynamische, improvisierte Displays, die sich mit der Zeit verändern.
Dabei werden Themenstränge angespielt und vertieft, vor allem aber
werden die Gegenstände aus verschiedenen, künstlerischen wie wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet.
Erarbeitet werden diese Ausstellungsserien nicht top-down, sondern in Kollaboration mit verschiedenen Gruppen, die ihre eigenen Erfahrungen
und Interessen in diesen Prozess hineintragen. Das können Jugendliche
sein, die wissen möchten, woher die seltenen Erden in ihrem Smartphone stammen; Ältere, die merken, dass ihr klassischer europäischer Bildungsschatz hin und wieder an seine Grenzen stößt; oder Ein- und Auswanderer, die freiwillig oder unfreiwillig die globalen Handelswege beschritten haben. 


The Johann Jacobs Museum did re-open on 7 September 2013. Its program revolves around cultural hybrids that develop sometimes intentionally, sometimes unintentionally along the main routes and byways of global trade. These hybrid forms can include anything from sublime works of art
to everyday objects or social practices. All point to unwritten chapters of transnational art history, to questions of post-colonial history, sociology and anthropology.

The museum’s first activities highlight the work of designer and architect Lina Bo Bardi (1914-1992) and dancer, filmmaker and anthropologist Maya Deren (1917-1961), two key figures of Western modernism. Both women left their native countries for different reasons, crossing a threshold into a culture whose rules they did not know. Both used their radical experience of foreignness to transform the modernist canon and enter into new artistic territory.
The Johann Jacobs Museum adheres an open program in keeping with its meandering, ambiguous subject matter. Its activities allude to and deepen various thematic strands, but most of all shed light on objects from different artistic and scientific perspectives. These exhibition series are realized in collaboration with various groups who bring their own experiences and interests to the curatorial process.



Informationen Johann Jacobs Museum:

Ausstellung:        
Johann Jacobs Museum
“Worum es hier in Zukunft gehen soll“



Thema:       
Geschichte und Gegenwart der globalen Handelswege, beleuchtet             aus künstlerischer und wissenschaftlicher Perspektive.

Preise/Öffnungszeiten:    
Di 18-23h, Sa & So 11-17h
Eintritt Sfr. 7.- (bis 26 Jahre Eintritt frei)

Führungen:       
Öffentliche Führung jeweils samstags 14h
Gruppenführungen nach Absprache